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Wie Herr Fuchs seinen Job bekam

Keeper of Consciousness

Er fragte nach dem Job während einer Ordnungssession. Der Schlüssel und der Fuchs waren die einzigen Gegenstände, die in dieser Weiß-Nicht-Kiste übrig geblieben waren.

Der Teppich lag aus unerklärlichen Gründen auf dem Regal nebendran. Keiner wollte ihn da hingelegt haben.

Wir schauten uns alle an. Herr Fuchs wollte sich in die Mitte des kleinen Flurs setzen.
Er schaute uns an: "Ich möchte etwas Bedeutungsvolles tun."

Wir erschraken und gaben ihm zögerlich den Schlüssel. Warum auch immer wir glaubten, dies sei die Lösung.
Er legte sich den Schlüssel um den Hals und saß zufrieden auf seinem Teppich.

"Und nun?", fragte ich.
"Keeper of Consciousness", sagte Michael, der Besitzer dieses Ensembles.
"Was meinst du damit?", fragte ich.
"Weiß nicht."

Der Fuchs schaute uns an. "Wer mich umhaut, muss auf die Matte."
"Welche Matte?"
"Na die Meditationsmatte."
"Und dann?"
"Meditieren", sagte Herr Fuchs, als ob es offensichtlich sei.
"Meditieren", wiederholte ich. "Warum?"

"Na weil offenbar die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit auf das, was sich so im Umfeld des Treterlings abspielt, fehlt. Meditation, also wenigstens sich mal auf sich selbst zurückbesinnen, hilft da sicher."
"Du kennst dich ja aus", stellte Michael erstaunt fest.
"Und wie lange soll dieser unachtsame Mitbürger dann meditieren?", fragte ich. "Bis zur nächsten Mahlzeit oder gleich bis zur Erleuchtung?"
"15 Minuten", sagte Herr Fuchs gelassen.
"Aha. 15 Minuten." Wir schauten uns fragend an.

"Und wenn ich fragen darf", fuhr Michael fort, "wie lange gedenkst du hier im Flur zu sitzen?"
"Wir fangen mal mit einer Woche an", erwiderte Herr Fuchs.
Michael schaute sich den kleinen Flur mit seinen fünf Türen an. 
"Hier muss ich ja täglich x-mal durch."
"Dann sei schön achtsam, sonst sitzt du den halben Tag auf der Matte und folgst deiner Innenschau", gab Herr Fuchs zu verstehen.
"Das ist mal ne Aussage", stellte Michael fest.

Zwei Jahre später saß Herr Fuchs immer noch stolz im Flur und achtete auf das Bewusstsein im Raum. Er könnte viele Geschichten erzählen von Menschen, die hektisch umherrennen. Er könnte erzählen von ausführlich vorgetragenen Entschuldigungen und vielem mehr.
"Diskretion", sagt er dann immer nur. "Diskretion."

Herzliche Grüße

Dirk Brueckner

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Dirk Brueckner