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Meine Geschichte zur Auflösung meines Elternhauses

Achtsam den Nachlass auflösen Teil 2

Die Dinge, deren Schicksal und ich.

Die Vorbereitungen für unser Projekt – Mein Elternhaus mit Grundstück aufzulösen – haben schon gezeigt, dass es wohl eine Herausforderung werden wird. Erfahre nun, wie ich mit dem Entscheiden und Zweifeln umgegangen bin.

Vielleicht hast du es bereits geahnt, die Kosten, die bei der Nutzung einer Entrümplungsfirma entstanden wären, waren eindeutig höher, als die, die unser Vorgehen verursacht hat. Die Tatsache, dass wir viele Objekte verkaufen konnten und für Wertstoffe wie Metall gute Preise erzielen konnten, hat sogar den größten Teil unserer Kosten kompensiert.

Zudem hat mir und auch anderen Menschen dieses Vorgehen die Zeit und den Raum für Erinnerung und Abschied gelassen. Erst später hat sich gezeigt, wie wichtig diese zwei Monate waren, um mit einem Lebensabschnitt gut und vollständig abschließen zu können. 

Aber zurück zu den Vorbereitungen. Hier fehlte noch eins: Wie soll damit umgegangen werden, was klar in den Abfall wandert? Macht es Sinn, einen Container zu bestellen? Was kostet dieser? Es hat auf jeden Fall Sinn gemacht. Die Kosten hielten sich im Rahmen. Die Verbindung mit dem Wertstoffhof hat uns geholfen, die unterschiedlichen Abfallkategorien zu finden und Sondermüll, wie Farben und Lacke oder gar asbesthaltiges Material, in der richtigen Art und Weise zu entsorgen.

Später mussten wir lachen, dass wir uns über einen Sperrmüllcontainer Gedanken gemacht hatten – es wurden insgesamt vier und mit dem Lkw-Fahrer, der ihn gebracht hat, waren wir am Ende per du. Zudem haben wir einen Container mit Altmetall gefüllt und zusätzlich selbst einen Pkw-Anhänger und zwei Pkw voll mit Altmetallen beim Schrotthandel abgegeben. 

Als der erste Sperrmüllcontainer auf dem Hof abgesetzt war, ging es los. Ich weiß noch, wie sich das anfühlte. Ich entsorge hier die Dinge meiner Eltern, die sie als wertvoll angesehen haben. Das wurde mir immer wieder bewusst. Sie haben es zum Teil mühevoll erworben, in ihrer Freizeit Strukturen aufgebaut und über Jahre die Dinge gepflegt. 

So viele Dinge haben nun, mit dem Lebensende meiner Eltern, keine Aufgabe mehr. Diese Dinge haben ihren Job verloren und meine Aufgabe war es, mit dieser entstandenen Nutzlosigkeit der Dinge umzugehen. Gibt es da draußen noch eine Aufgabe für sie? Haben sie einen Wert? Wie bringe ich die Dinge hier mit dem „da draußen“ zusammen? 

Leider zeigt sich viel zu oft die Erkenntnis, dass da nur noch der Wert da ist, der mit der Entsorgung einhergeht. Warum? Weil immer die Frage nach dem zeitlichen Aufwand in ein solches Projekt einfließt. Es ist ein Gang auf einem schmalen Grad zwischen „zu schnell wegwerfen“ und „zu lange brauchen“, um etwas noch in eine neue Nutzung zu übergeben. 
Einst wertvolle Schrankwände zerschellen auf dem Hof und sind nach über 50jährigem Dienst in Sekunden zerlegt. Ein großer Hammer – wir nannten ihn die Hausordnung – hat bei solchen Aufgaben für Klarheit gesorgt. Andere, solide Schränke wurden bestmöglich fotografiert und zum Verkauf angeboten. Überraschenderweise zeigte sich Interesse für Möbelstücke, wo ich es nie vermutet hätte. Das sauber restaurierte und 70 Jahre alte Küchenbuffet meiner Großmutter wollte hingegen niemand haben, auch nicht nach mehreren Preisnachlässen.

Mir wurde klar, dass ich kein Trödelexperte, kein Schrotthändler, kein Werkzeugexperte, kein Künstler mit Schwerpunkt Upcycling bin und mich auch nicht im Metallbauhandwerk auskenne. Trotzdem gab es viele Entscheidungen in all diesen Bereichen zu treffen. Da bleiben Fehler nicht aus. Kann ich damit gut sein? Gedanken wie:
  • Verramsche ich die Werte meiner Eltern?
  • Lass ich mich von anderen Menschen übers Ohr hauen?
  • Mir wird das alles zu viel.
…konnte ich immer wieder beobachten. Heute weiß ich, es war Teil des Prozesses loszulassen, Abschied zu nehmen, meine Eltern ziehen zu lassen.

Das Verrückte war, als dieses Projekt zu Ende ging, war ich kompetent in den meisten dieser Entscheidungsfelder. Trotzdem möchte ich nicht Trödler oder Schrotthändler werden. So ist das halt. 
 
Wie es weiterging, das erfährst du im nächsten Blog-Beitrag…

 

Wie wärest du damit umgegangen, eine große Menge an zum Teil dir vertrauten Dingen loszuwerden?

Herzliche Grüße

Dirk Brueckner

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Dirk Brueckner