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Was zu viel ist ist zu viel

Plastikbox-Imperium – Eine Geschichte

“Du und deine Plastikboxen”, tönte es voller Unmut aus der Küche.
“Sprichst du mit mir, Schatz?” ruft sie vom anderen Ende der Wohnung her.
“Alles ist voll damit.”

“Womit?” Jetzt lehnt sie im Türrahmen und ahnt, worum es geht. Er hält ratlos zwei Boxen in der linken Hand und einen Deckel, der offensichtlich nirgends passt in der Rechten.
Sie hat Mitleid und merkt selbst, dass es da Abhilfe braucht. “Ich kenne da diesen Ordnungscoach. Morgen rufe ich ihn an. Versprochen.”

Zwei Tage später: “29, 30, 31. Das wars”, sagt sie zu mir.
“Und wieviele Deckel?”, frage ich.
“27”, dabei atmet sie tief durch.
“Dann kommen die 31 Plastikboxen jetzt alle in diesen Schrank hier rein. Die Deckel in eine Box und auch in den Schrank”, sage ich.
Neben dem Schrank steht ein großer Umzugskarton. Drauf steht ‘Meine Plastikboxen’ und das Datum in genau einem Monat.

“Also nochmal: Was soll ich jetzt machen?”, fragt sie mich.
“Wenn du eine Plastikbox brauchst, dann such dir eine aus dem Schrank aus. Nach dem abspülen legst du die Plastikboxen und Deckel in die Umzugskiste. Brauchst du wieder eine Plastikbox, dann schaust du zuerst im Umzugskarton nach, ob dort was passendes ist. Wenn nicht, dann schau im Schrank nach einer Box.”
“Erst Umzugskarton, dann Schrank, okay.”

Nach vier Wochen sind gut ein Drittel der Plastikboxen im Umzugskarton gelandet. Wie vereinbart tauscht sie nun die Plastikboxen in Schrank und Umzugskarton aus. Dann stellt sie den Umzugskarton in den Keller, gleich vorne hin, damit sie gut ran kommt. Sie schreibt noch  das Datum in 2 Monaten drauf und setzt sich einen Termin im Kalender.

Sie lächelt zufrieden und erinnert sich: “Wenn du in den zwei Monaten die ein oder andere Box brauchst, die jetzt im Keller ist, dann hole sie rauf in die Küche und lass sie dort.”
Das entspannt sie total, diese Möglichkeit zu haben.

Zwei Monate später erinnert sie ihr Handy daran, die Plastikboxen im Keller anzuschauen. “Huch”, spricht sie zu sich selbst. “Da war ich ja nicht ein einziges Mal.” Es kostet noch ein wenig Überwindung, aber sie sieht es ein, diese Boxen brauche ich nicht wirklich. Ihr Mann trägt sie bereitwillig in den Verschenkeladen um die Ecke. 

Er lächelt dabei zufrieden.

Herzliche Grüße

Dirk Brueckner

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Dirk Brueckner