Weiter zum Hauptinhalt Weiter zum Fußbereich

Wie ich die Dinge sehe

Wer hinhört, entdeckt Neues

Wir Menschen erschaffen uns Räume, um unser Leben auf verschiedene Weisen zu unterstützen - zum Beispiel um unsere Büroarbeit zu erledigen, zu kochen oder zu entspannen. Dafür sammeln wir dann Gegenstände, die uns bei dem unterstützen, was wir tun - wie ein Mobiltelefon, ein Notebook, Stift und Papier. 

Das ist doch selbstverständlich

Ohne groß darüber nachzudenken oder ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken, erwarten wir, dass all unsere Dinge, die wir besitzen, rund um die Uhr funktionieren! 

Hast du jemals darüber nachgedacht, was du tun könntest, damit deine Gegenstände dir bestmöglich dienen können?

Hast du jemals darüber nachgedacht, deinen Gegenständen ein Zuhause zu geben, das ihnen am besten entspricht?

Und hast du jemals darüber nachgedacht, ob dir all die Gegenstände, die du besitzt, wirklich dienlich sind?

Perspektivenwechsel 

Es gibt da eine Möglichkeit, deine Dinge mal etwas anders zu betrachten, und zwar indem du sie als "deine Mitarbeiter" in "deinem Unternehmen" wahrnimmst. Dann wird es für dich vielleicht etwas leichter, für diese Dinge ein Zuhause zu finden, aus dem heraus sie Freude haben, dir zu dienen und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Um deine Mitarbeiter würdest du dich wahrscheinlich kümmern. Du würdest sie unterstützen, damit sie gut für dich arbeiten. Sie sollen sich bei dir wohlfühlen und nicht krank werden. Genauso ist es aber auch wichtig herauszufinden, wie viele Mitarbeiter du wirklich benötigst, um dein Unternehmen am Laufen zu halten.

Als ich nun eine Zeit lang mit dieser anderen Perspektive unterwegs war, begannen merkwürdige Dinge zu passieren. Alles fing damit an, dass ich mich fragte, ob in der Küche alles mit rechten Dingen zuging. Diese Verdachtsmomente erhärteten sich und nun bin ich mir fast sicher: dort finden Aktivitäten statt, deren Tragweite ich bislang nicht einmal erahnen konnte. Seither ist nichts wie es war. Seither gibt es für mich: "das geheime Leben der Dinge"

***

Alles fing damit an, dass mir eines Tages auffiel, dass meine Kaffeetasse immer irgendwo rumstand. Natürlich war mein erster Gedanke, dass ich mal wieder alles stehen lasse. Doch dann fiel mir auf, dass die Küche und auch der Rest der Wohnung eigentlich ordentlich aussahen. Und mir viel weiter auf, dass diese Kaffeetasse mich irgendwie komisch anschaute, als wolle sie mir etwas sagen. Als ich dann einmal etwas länger auf die Tasse schaute, hörte ich es zum ersten Mal:

"Ich find mein Zuhause richtig Kacke."
"Wie bitte?!", fragte ich verdutzt zurück.
"Na da, wo ich wohne, dort oben im Schrank, mit all den anderen Pappnasen. Wir sind 13 und leben in einem Raum, übereinander und hinter den Tellern. Wie doof ist das denn?"

Ich muss mich setzen und würde jetzt eigentlich einen Schluck Kaffee trinken. Aber ganz sicher nicht aus dieser Tasse. Ich schütte den restlichen Kaffee weg, spüle die Tasse aus und stell sie zum Trocknen hin.

"Schönen Dank auch!" höre ich es jetzt von der Spüle herüberrufen.
Ich erschrecke. Das bilde ich mir ein, ganz sicher! Und trotzdem hab ich schnell mal die Tassen durchgezählt, bevor ich zurück an den Schreibtisch bin. Tatsächlich. Es sind 13.

Später am Tag machte ich mir in der Küche was zu essen. Da hörte ich auf einmal ein Wispern, ein leises Tuscheln im Geschirrschrank. Als ich ihn öffnete, verstummte es. Ich stand stumm und still vor dem offenen Schrank. 
"Die Teller 'mieten' mal wieder. Totlangweilig."
Ich schaute zur Tasse rüber, die noch immer auf der Spüle stand. "Das kann nicht sein", sagte ich entschlossen zu mir.
"Wieso? Nur weil du nicht hinhörst, bedeutet das ja nicht, dass wir nichts zu sagen haben."
"Dinge sprechen nicht!", geb ich zur Antwort.
"Oder Menschen hören nicht", kontert meine Kaffeetasse. "Na, wer hat jetzt recht?"
Mir gehen die Argumente aus. "Und jetzt willst du mir womöglich sagen, dass du einen Namen, Familie und ein Hobby hast?"
Kurzes Schweigen.

"Ich heiße Mokka. Familie, ja, aber die leben woanders. Vielleicht erinnerst du dich", spricht es wieder in diesem provokanten Ton. "Du hast damals auf diesem Markt nur mich gewollt, obwohl da noch andere, meine Brüder und Schwestern, standen."
Ja, ich erinnere mich. "Ihr..., ihr ward ja auch reichlich teuer", pampe ich zurück. 
"Gutes hat seinen Preis."
"Ich habe mich damals wohl auch für den Vorlautesten entschieden, ohne es zu wissen", kontere ich geschickt.
Wieder ist eine Weile Ruhe.

"Ein Hobby hab ich im Übrigen nicht. Meine Wohnverhältnisse in dieser Zweck-WG kennst du ja. Was soll ich da machen, das Freude bringt?"
Vorwurfsvoll schaut mich Mokka an.

Herzliche Grüße

Dirk Brueckner

Über den Autor

Dirk Brueckner